Sekt – beliebt im Gestern und Heute
Um 1900 setzte sich der Name „Sekt“ für den schäumenden Wein aus deutscher Produktion allmählich durch. Ihre erste große Blüte erlebte die Sektkultur in der Belle Époque – der Zeit der schwimmenden Paläste auf dem Atlantik, der glanzvollen Bälle in den Sälen der Grand Hotels der Metropolen und der Kurorte.
In den goldenen, „wilden“ 20er Jahren genoss man das Nachtleben in Cabarets und Varietés – Sekt war als Stimmungsmacher gefragt. Das Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg machte Sekt für jedermann erschwinglich; das Luxusgetränk wurde gewissermaßen demokratisiert. Der Genuss des Weines mit dem feinen Perlenspiel ist heute nicht mehr Jubiläen und anderen großen Stunden des Lebens vorbehalten. Gute Laune und die Lust, sie mit sympathischen Menschen zu teilen, sind Grund genug, eine gut gekühlte Flasche Sekt zu öffnen.
Heute werden mehr als 400 Mio. Flaschen in Deutschland produziert und weltweit exportiert. Man lebt heute spontan, nutzt die großen und kleinen Chancen und stößt gelöst und locker auf das Leben an. Die deutschen Sektkonsumenten bevorzugen die frische, trockene Note, und dieser Geschmack setzt sich nach und nach auch in anderen Ländern durch.
Sekt – ein Name entsteht
Während früher jeder schäumende Wein Champagner hieß, hat sich seit 1825 allmählich der Begriff Sekt eingebürgert. Dieser Name geht auf einen lustigen Vorfall in der Berliner Weinstube Lutter & Wegner zurück. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts war diese Weinstube das „In-Lokal“ der preußischen Hauptstadt. Zu den häufigen Gästen gehörten auch der Dichter E.T.A. Hoffmann und der Hofschauspieler Ludwig Devrient – diese beiden sind übrigens auf dem Etikett des Berliner Lutter & Wegner-Sekts zu sehen.
Eines Abends im Jahre 1825 hatte Devrient im Schauspielhaus wieder mit großem Erfolg den Falstaff in Shakespeares Heinrich IV. gegeben; er kam in sein Stammlokal und rief, noch ganz in seiner Rolle: „Bring er mir Sect, Schurke! Ist denn keine Tugend mehr auf Erden?“ Mit „sack“ hatte Shakespeare zwar Sherry gemeint, aber der Kellner ließ sich nicht aus der Fassung bringen und servierte Devrient den gewohnten Champagner. Dem aufmerksamen Leser mag jetzt aufgefallen sein, dass Devrient in seiner Rolle von Sect und nicht von Sack spricht. Dies ist auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen, der bei der Bearbeitung des Stückes zustande kam, denn zu der Zeit Shakespeares gab es noch gar keinen Sekt. Im Originaltext stand „Sack“, Shakespeares Wort für Sherry, in der deutschen Version wurde kurzerhand das Wort Sect eingesetzt. Jedenfalls übernahmen die Stammgäste des In-Lokals diesen Ausdruck und so kam moussierender Wein zum Namen Sekt.
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